VKF VKD / Studienmodul Raum Material / Modul 1 “Der Erinnerungsraum”

Ausgangslage

Bild, Modell, Wirklichkeit – das Konzept von Thomas Demand.

An den Fotografien Thomas Demands zeigt sich, wie fragil das Verhältnis von einem in Szene gesetzten und fotografierten Modell und der fotografisch dokumentierten Realität ist. Erst subtile Details verraten auf den zweiten Blick, dass es sich um eine konstruierte Szene aus Papier und Pappe handelt.

Thomas Demand hinterfragt, was wir für Realität halten, das objektive Realitätsversprechen des fotografischen Abbildes und testet immer wieder die menschlichen Wahrnehmungsmuster. Dem herkömmlichen Verständnis nach zeigen Fotografien als erstes die bildliche Wirklichkeit. Sie werden als visuelle Fakten unkritisch wahrgenommen und konsumiert.

Daher lässt sich das, was eine Fotografie zeigt, vermeintlich auf einen Blick erschließen. Sie stellt die Welt so dar, als könne man diese einfach und einheitlich erfassen.

Projekt
Imagination eines Raumes welcher wir in unserem kollektiven Gedächtnisse führen und der aus der Erinnerung nachgebaut wird. Auswahl eines Raumtyps welcher beim Betrachter Erinnerungen an beiläufig Wahrgenommenes weckt. Verzichtet wird dabei auf alle Figuren und erzählerische Details, die nichts mit der Räumlichkeit an sich zu tun haben. Das Modell zitiert die Wirklichkeit in einer modellartigen Reduktion – eine Bedeutungsentleerung, die im Kopf des Betrachters in die Herstellung von Bedeutung umschlägt wenn er die dazu erfundene Geschichte liest.

 

The Making of

   

 

 

Arbeiten / Works VKF

 

Hinter Gittern

Durch ein kleines Fenster scheint das Tageslicht, die Wände und Türen gegenüber von meiner Zelle werden in verschiedensten Grautö-nen erleuchtet. Die Staubkörner tanzen in dem letzten Sonnenlicht des heutigen Tages. In nur zwei Stunden werden die Wände nur noch dunkelgrau sein und wenn ich dann morgen aufwache, werden sie wieder hellgrau sein – seit zwei Jahren das gleiche Spiel von Licht und Schatten. „Und auch die nächsten drei Jahre“, denke ich mir und wende den Blick traurig zu dem einzigen Fenster in dem Gang. Seit diese Zelle mein Zuhause ist, ist dieses Fenster das Einzige, das mir Hoffnung gibt. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nicht immer einen grauen Himmel, manchmal ist er auch blau oder trägt orangene und rosa Streifen. Der Lichteinfall, der sich sekündlich verändert erinnert mich daran, dass die Zeit immer weiter geht und ich nicht für immer hier sein werde.

Schatzmann Muriel
Ximenes Jordan

 

 

 

 

Der Keller

Fest entschlossen öffnete ich die Tür und trat ein. Eine stickige Wolke kam mir entgegen und von der Decke rieselte feiner Staub auf meinen Kopf. Hastig wischte ich ihn von mir ab und blickte mich um. Viele Erinnerungen erschienen mir vor den Augen als ich die vertrauten Räume des alten, verlassenen Hauses sah, in denen meine damalige Freundin und ich einst fleissig gearbeitet hatten. Es war schon dunkel draussen. War nicht irgendwo hier ein Lichtschalter? Ich tastete die Wände danach ab. Es herrschte eine unheimliche Atmosphäre in diesem Haus. Hoffentlich funktioniert der Strom überhaupt noch, dachte ich und drückte den Lichtschalter, den ich gerade gefunden hatte. Nach einem kurzen Flimmern ertönte plötzlich ein lauter Knall, der aus dem Keller hallte. Verdammt, es hatte doch eine Sicherung kurzgeschlossen, dachte ich und öffnete die Tür, die zum Keller führte. Vorsichtig ging ich die Treppe hinunter. Unten angekommen tastete ich mich an den Wänden entlang in Richtung des Sicherungskastens. Plötzlich stiess ich mit dem Fuss gegen ein Brett, das an der Wand stand. Mit einem dumpfen Klang landete es auf dem Boden. Immer wieder löste sich etwas von den Wänden, oder blieb an mir kleben und liess mich zusammenzucken. Nach einer Weile fand ich den Sicherungskasten. Einige der Lichter in den verschiedenen Gängen funktionierten noch, als ich ihn wieder anschaltete. Ich blickte den langen Gang entlang, von dem ich gekommen war. Von der Treppe am Ende des Ganges kam Licht und aus einem der Gänge, die links und rechts abgingen, ebenfalls. Sofort bemerkte ich die vielen Bretter, die noch immer dort standen, wo ich sie damals zurückgelassen hatte. Die Wände und die Decke waren ziemlich beschädigt. Es würde sehr lange dauern, bis man sie wieder renoviert haben würde. Das schwache Licht gab dem Keller eine neue Farbe und auf einmal verflog die unheimliche Atmosphäre, die das ganze Haus beherrscht hatte.

Rebecca Widmer Hazal Karabacak

 

 

 

 

Die Mannschaftsdusche

Es war Morgen. Nach einer langen Auszeit fing das Training wie gewohnt wieder an. Die Mannschaft versammelte sich nach dem Training in der Umkleide um zu duschen. Ich setzte mich auf die lange Holzbank und betrachtete die Dampfschwaden, wie sie sich in Form von Wassertropfen an den neu gelegten fliesen festsetzten. Obwohl die Duschen während meiner Auszeit umgebaut worden waren, erfüllte mich der Anblick immer noch mit Unbehagen. Die Bleiweissen Wände strahlten wie Scheinwerfer und stellten mich aus, wie ein Museumsstück. Die ersten Spieler verliessen die Dusche und ich spürte die Blicke der anderen. Krampfhaft versuchte ich jeglichen Augenkontakt zu vermeiden um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Allmählich leerte sich die Dusche. Als auch der Letzte das Wasser zudrehte und den Raum verlies, verzog sich der Dunst. Ich versicherte mich, dass niemand mehr in der Umkleide war, zog mich aus und stellte mich unter den warmen Wasserstrahl. Das Unbehagen wich einer wohligen Wärme und es stellte sich ein Gefühl der Entspannung ein. Schlussendlich war ich doch nur ein Mädchen.

Sandrine Itten Dominik Schläpfer

 

 

 

Raum der Erinnerung

Das Licht, das sanft durch die Fenster scheint, lässt den ganzen Eingang paradiesisch erscheinen. Alles wirkt friedlich und so sorglos, man bekommt das Gefühl dass die Zeit hier drinnen still steht. Alle Sorgen, Lasten und Probleme scheinen an diesem Ort nichtig zu sein. Es wirkt alles Idyllisch, doch mir scheint es, dass dieses Gefühl nicht mehr all zu lange anhalten wird. Noch zwei Stunden, dann werden die ersten Schüler durch die Tür hinein kommen und die Gänge mit Lebensfreude füllen. Dieses noch ruhige Gebäude, wird dann zu einem Ort, an dem man die Zukunft unserer Gesellschaft formt. Man stelle sich vor wie viele zukünftige Ärzte, Anwälte, Künstler, Firmenchefs oder auch Lehrer, diese Schule hervorbringen wird. Jeder Schüler der gleich durch die Eingangstür gehen wird, hat das Potential einmal die Welt zu verändern und meine Aufgabe als Lehrperson ist es sie, auf ihrem Weg zu unterstützen. Ich kann es kaum erwarten, eine neue Generation zu unterrichten, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und sich dem System nicht mehr unterordnen will. Genau jetzt habe ich gemerkt, dass ich für genau das brenne und dass das mein Schicksal ist. Ich helfe bei der Gestaltung der Zukunft mit, auch wenn ich nur einen kleinen Teil dazu beitrage, gehöre ich trotzdem dazu. Das ist der Grund, warum ich Lehrerin geworden bin, und ich bereue meine Entscheidung nicht eine Sekunde.

David Andrea Dilekci Nazim

 

 

 

Das Schulzimmer

Es war der erste Schultag nach den Sommerferien. Eigentlich ist es nichts Besonderes, doch alle tun ständig so, als hätten sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen und als ob sich irgendetwas in diesem Jahr verändert hätte. Es ändert sich nichts ausser, dass wir in diesem Jahr die Schule abschliessen. Ich mochte dieses Schulhaus noch nie. Die Gänge waren immer dunkel und viel zu eng für alle Schüler, die hier durchliefen. Die Toilleten waren so unhygienisch und schmutzig, dass sich fast keiner mehr hinein wagte. Die einzige Motivation für dieses Jahr war Frau Häring. Sie war eine tolle Lehrerin und sie legte sehr viel wert auf ein sauberes und ordentliches Klassenzimmer. Ihr Klassenzimmer war hell beleuchtet und sehr geräumig. Die Fenster zu unseren linken dienten sogar als ein weiteres Beleuchtungsmittel. In diesem Moment als ich das Klassenzimmer betrat, fiel mir wieder auf wie sauber die grosse Wandtafel war und wie schön die Tische an den Wänden ausgestellt waren. Wir warteten geduldig bis unsere Lehrerin aus dem Zwischenraum kam. Diese Türe neben der Wandtafel hatte mich schon immer gefesselt, denn ich fragte mich ständig wie es darin aussah. In diesen Zimmer war es für einen Moment so leise, dass man das Rauschen der Lampen über uns hören konnte. Als Frau Häring das Schulzimmer betrat, grinste sie uns nur kurz an und fing über unseren Schulstoff an zu reden.

Sandrine Itten Dominik Schläpfer

 

 

 

Das Theaterstück

Finsternis, Stille, dies waren die Letzen Dinge an die ich mich noch zu erinnern wagte, als aus der finsteren Stille plötzlich das Spotlight in der Mitte der Bühne auf mich herab scheint, und das Publikum nur noch auf meine Ansage wartete. Mein Herz, es klopfte immer wie schneller. War es Lampenfieber? War es Angst? Angst meine Mitmenschen ihren Auftritt des Lebens zu vermasseln, sie zu blamieren. Oder war es doch einfach nur die zwei Scheinwerferpaare die links und rechts hinter mir auf den Rücken schienen und die Erwartungslatte noch höher stellten. Ich musste jetzt meinen Mund aufmachen und meine Ängste überwinden, für mein Team, für meinen Traum. Als mein Herz langsam wieder einen gemässigten Rhythmus annimmt und ich mich endlich getraue den Mund aufzumachen damit die Tänzer, Sänger, und Schauspieler endlich nach der Ansage durch den grellen Roten Vorhang auf die Bühne springen können und die Show ihres Lebens abliefern zu können. Da ertönte von mir ausgesehen am rechten Balkon des Theatersaales ein laut schellender Schuss und da- rauffolgen ein Schrei einer jungen Dame. Als der blutende Leichnam in die vorderste Sitzreihe rollt und die vordere, rechte Buhnenseite berührt, raubte jede Sekunde immer mehr von meinem Atemzug. Was sollte ich bloss tun, was sollte ich bloss sagen, was erwarten die Zuschauer von mir. Ich verlor sowieso jede Aufmerksamkeit die ich hatte, jeder Blick wurde nur noch dem Leichnam gegeben. Wie sollte ich bloss reagieren, wie reagiert man nur darauf?Als die fordere Reihe nach ihren stillen hecheln wieder im Klaren waren in was für eine Situation sie sich doch befanden, stürmten sie Reihe für Reihe nur noch zur hinterste Tür heraus. Doch aus mysteriösen Gründe waren alle Ausgänge, selbst die Notausgänge und die Türen auf dem mittleren Balkon verschlossen. Panik, Geschrei, Gehetze, Todesangst waren noch die einzigen Gedanken die noch eine Rolle spielten. Zu recht denn alle wussten, es befand sich ein Mörder unter uns. Ich versuchte die Situation zu beruhigen. Mehrmals bitte ich die Menschenmenge nicht in Panik zu geraten, als ich plötzlich durch das wirre hin und her Blicken einen Mann mit einem seltsamen gerät in der Hand, in der Mitte des Saales sah, der dabei war den einzigen Knopf auf der komischen Fernbedienung zu drücken, wurde mir alles klar… Die Sonne explodierte vor meine Augen… Finsternis, Stille waren die einzigen Dinge an die ich mich noch erinnern mag und die jetzt als einziges nur noch eine Rolle spielten…

Hasler Noemi Koradi Anuwat

 

Bibliothek

Öffnungszeiten der Bibliothek Mo-Do 9:00 – 20:00 Fr 10:00 – 20:30

Ich war gerade in der Bibliothek der Schule um an einem Physikprojekt zu arbeiten in dem es um die Fallgeschwindigkeit verschiedener Objekte geht. Mitten im Lesen nahm ich vor dem Fenster das Blaulicht eines Polizeiautos war, dachte mir jedoch nichts dabei und arbeitete weiter. Dazu habe ich in einigen Physikbüchern nach Infos über die physikalischen Gesetze gesucht damit ich diese in der Arbeit gut beschreiben kann. Als plötzlich einige Männer von der Polizei in die Bibliothek gestürmt kommen. Sie bringen alle Besucher nach draußen. Als ich einen der Beamten fragte was los sei, sagte er mir dass es auf dem Platz vor der Bibliothek ein mysteriöser Koffer gefunden worden sei und zur Sicherheit alle Menschen in der Nähe evakuiert werden.

Madeleine Mavambu Joshua Strätz

 

 

Die Disco

Seufzend lehnte ich mich an die Wand und beobachtete wie die Lichter unermüdlich über die Tanzfläche glitten. Ich strich meine Haare aus dem Gesicht, liess meinen Blick über den Raum gleiten. Überall konnte man klebrige Pfützen von ausgeschütteten Getränken, die sich über dem abgenutzten Parkettboden zogen, erkennen. Sie reflektieren spielerisch die farbigen Lichter, die sich an der dunklen Decke befanden. Ich lief gemütlich zu den Lichtschaltern und stellte auf die kalten Neonröhren um. Der Raum wirkte viel grösser und leerer, wenn er in das grelle weisse Licht getaucht war. Ich schleppte meinen müden Körper durch den Raum und suchte nach verlorenen Habseligkeiten, darauf hoffend, dass ich dieses Mal nichts allzu seltsames finden würde. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich mich an manche Fundsachen erinnerte. Leute konnten schon echte Ferkel sein. Dennoch war das der liebste Teil meiner Arbeit. Die Stille nach einer Nacht zwischen grölenden Betrunkenen und lauter Mainstream-Musik war etwas ganz besonderes. Nachdem ich meine Runde beendet hatte, versorgte ich Fundsachen, wie Brieftaschen, Handys, Schmuck, etc. Sorgfältig im Personalraum, wo sie später zur Fundgrube gebracht werden konnte. Aber dies war nicht mehr meine Aufgabe. Danach brachte ich die Lebensmittel von der Minibar zurück in die kleine Küche, versorgte jegliches anderes Küchenzubehör an den rechtmässigen Platz und schlenderte zur Musikanlage rüber. Nachdem ich sicher gestellt hatte, das alles in Ordnung war entschloss ich mich, leise das Radio laugen zu lassen. Ich mochte zwar Ruhe und nur das klacken meiner Schuhe auf dem Holzboden zu hören, aber im Moment war es mir doch zu Still. Durch einen Glücklichen Zufall lief eines meiner Lieblings Lieder im Radio und hob somit meine Stimmung um ein vielfaches. Leise mit summend traf ich ein paar letzte Vorkehrungen, damit ich nachher dem Putzpersonal den Schlüssel abgeben konnte und endlich in meinen wohl verdienten Feierabend gehen konnte.Ich seufzte erleichtert als die erste Putzfrau eintraf und klärte schnell mit ihr die Situation, danach verabschiedete ich mich höflich, wünschte ihr einen schönen Tag und zog von dannen. Ein weiterer langer Arbeitstag absolviert. Ein weiterer langer Arbeitstag absolviert.

Jennyfer Ruf Laura Dolski

 

 

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